Mitmenschen, nehmt uns Trauernde an

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos. Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann. Drängt uns nicht, so zu sein wie früher, wir können es nicht.

Denkt daran, daß wir in Wandlung begriffen sind.
Laßt euch sagen, daß wir uns selbst fremd sind. Habt Geduld.

Wir wissen, daß wir Bitteres in eure Zufriedenheit streuen,
daß euer Lachen ersterben kann, wenn ihr unser Erschrecken seht,
daß wir euch mit Leid konfrontieren, das ihr vermeiden möchtet.

Wenn wir eure Kinder sehen, leiden wir.
Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.
Wir haben die Sicherheit verloren, in der ihr noch lebt.

Ihr haltet uns entgegen: auch wir haben Kummer!
Doch wenn wir euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet, erschreckt ihr.
Aber verzeiht: unser Leid ist so übermächtig, daß wir oft vergessen, daß es viele Arten von Schmerz gibt.

Ihr wißt vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.
Unsre Kinder begleiten uns. Vieles, was wir hören, müssen wir auf sie beziehen.
Wir hören euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab.

Nehmt uns an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen.
Wir tun das, was in uns drängt.
Wenn wir eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.
Laßt unsere Kinder bedeutend werden vor euch.

Teilt mit uns den Glauben an sie.
Noch mehr als früher sind sie eine Teil von uns.
Wenn ihr unsere Kinder verletzt, verletzt ihr uns.

Mag sein, daß wir sie vollendeter machen, als sie es waren,
aber Fehler zuzugestehen fällt uns noch schwer. Zerstört nicht unser Bild.
Glaubt uns, wir brauchen es so.

Versucht, euch in uns einzufühlen.
Glaubt daran, daß unsere Belastbarkeit wächst.
Glaubt daran, daß wir eines Tages mit neuem Selbst Verständnis leben werden.
Euer ?Zu-trauen? stärkt uns auf diesem Weg.

Wenn wir wes geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen, werden wir euch freier begegnen.
Jetzt aber zwingt uns nicht mit Worten und Blick, unser Unglück zu leugnen.
Wir brauchen eure Annahme.

Vergeßt nicht: wir müssen so vieles von neuem lernen.
Unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.
Bleibt an unserer Seite. Lernt von uns für euer eigenes Leben

 

Erika Bodner

 

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