Bereits kurz nach Severins Tod begann ich mich im Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Köln zu engagieren.In diesem Jahr fand am 22. Oktober 2005 die Festveranstaltung zum 15-jährigen Bestehen des Fördervereins statt. Hier meine Rede, die ich im Rahmen dieses Geburtstages gehalten habe, und die schildert, warum ich dort tätig bin:

 

"Wir können Krebs nicht heilen und nicht verhindern, doch wir können die Situation der betroffenen Kinder und Familien verbessern."

Mit dieser Einstellung sind vor 15 Jahren Menschen angetreten, um durch die Gründung des Fördervereins betroffenen Familien zu helfen.

Meine Familie und ich sind den Gründern von damals, aber auch den vielen Freunden und Förderern und den kleinen und großen Spendern unseres Fördervereins sehr dankbar, dass wir eine solche Situation wie vor 15 Jahren nicht mehr kennen lernen mussten.

Im Oktober 2002 wurde bei unserem damals noch 6-jährigen Sohn Severin ein Ponsgliom, ein bösartiger Hirntumor, festgestellt. Uns quälten die gleichen Ängste, wir hatten die gleichen wirren Gedanken, die selben Fragen traten auf: Was wird werden? Was erwartet uns jetzt? Schaffen wir das?

Uns erwartete nach der Aufnahme eine freundliche, helle Station und ein Zimmer anfangs für meinen Sohn und mich allein, später für jeweils zwei Kinder. Eine Schwester versuchte Ängste zu nehmen, ich höre sie noch sagen: "Severin, hast Du schon unsere vielen Videos gesehen auf dem Flur?"

Wir kamen an einem Dienstag das erste Mal auf Station. Im Esszimmer fand eines der gemeinsamen Abendessen statt, die vom Förderverein organisiert werden. An diesem Abend fragte ich mich, ob ich wirklich auf einer Kinderkrebsstation gelandet bin. Da saßen Mütter mit ihren Kindern beim essen, redeten, lachten, verbrachten zusammen einen Abend.

Nach kurzer Zeit auf Station war ich selbst mehr als froh über die willkommene Abwechslung - auch vom Speiseplan des Klinikessens. Mehr jedoch über die Gespräche, die ich dort mit anderen Eltern und den Mitarbeiterinnen des Fördervereins führen konnte. Später war eine der ersten Fragen von Severin, wenn wir wieder auf Station mussten "Gibt's am Dienstag wieder Essen? Ich möchte Weißwein zum Essen".

Severins Therapie war mit vielen Hochs und Tiefs verbunden. So waren wir beispielsweise wegen Infektgefahr für sieben Wochen isoliert, im Zimmer eingesperrt. Täglich kam Annika, die Kunsttherapeutin, zum Malen oder Töpfern und Ines, die Erzieherin, zum Spielen. Das waren für mich kleine Ruhepausen zum Luftholen und für Severin heiß ersehnte Abwechslung. Diese Wochen, in denen wir 24 Stunden in einem Zimmer zusammen sein mussten, wären für mich ohne diese Betreuung unvorstellbar gewesen.

Wir konnten Lebensfreude wieder finden:

beim Karneval in der Wolkenburg;
bei der Weihnachtsfeier, gestaltet von Larry G. Rieger;
beim Eishockey-Spiel in der Kölnarena,
bei einer Piratenfahrt auf dem Rhein,

alles möglich durch den Förderverein.

Nach sieben Monaten Therapie, d.h. nach Chemo, Bestrahlung und mehreren Operationen wurde Severin eingeladen zu Reiterferien auf dem Hirschberg. Nur weil ich tiefes Vertrauen in die Betreuerinnen auf dem Hirschberg hatte, war es mir möglich, Severin allein dort hin fahren zu lassen. Wie ausgewechselt kam er wieder. Mit neuem Selbstbewusstsein, gestärktem Kampfgeist und einer neuen Leidenschaft, nämlich dem Reiten, was ihm auch nach dem Hirschberg noch viel Freude bereitete.

Wenn Severin zwischendurch ernsthaft sagte "Mama, ich mache Urlaub auf Station", lag das auch an den vielen lieben Menschen auf Station und aus dem Elternhaus.

Nach 13 Monaten mussten wir erfahren, dass Severin austherapiert war. Keine Chance mehr. Zum Sterben gingen wir nach Hause. Wir bekamen auch dann noch Besuch aus dem Elternhaus. Andrea Tepe kam mit seinem Lieblingsspiel im Gepäck.

Ich führte viele Gespräche auch mit Mitarbeiterinnen des Elternhauses, die mir halfen, auszuhalten.

Und Heute? Wir sind eine verwaiste Familie. Aber nicht allein. Ich führe weiter viele Gespräche mit lieben Menschen vom Förderverein und fand Gleichgesinnte im Trauerkreis für verwaiste Eltern im Elternhaus.

Es ist immer noch ein Alptraum - heute wie vor 15 Jahren. Mein Kind hat Krebs. Lebenskrise. Doch damit Kinder und Eltern die gleiche Unterstützung wie unsere Familie bekommen, dafür bin ich heute Mitglied im Vorstand des Fördervereins.

"Wir können Krebs nicht heilen und nicht verhindern, aber die Situation der betroffenen Kinder und Familien weiter verbessern".

 

 

Hier ein Link zur Homepage des Fördervereins:

 

 

Wir freuen uns über jeden, der uns - in welcher Form auch immer - unterstützt.

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