Es gibt Texte und Gedichte, die mich während Severins Krankheit und auch nach seinem Tod berührt haben, die mir Kraft geben, die in Worte fassen, was ich nicht ausdrücken kann.

 

Der Abschied

Kinderkrebsstation

Wir können

Der Abschied

Dieses Gedicht habe ich anlässlich der Gedenkfeier für verstorbene Kinder in Köln am  5.12.2004 vorgelesen:

Der Abschied ist gekommen, weit früher als gedacht,
Ein Mensch ist mir genommen Und mich umgibt die Nacht.
Ich spüre tiefe Trauer, die mich zu Boden zerrt,
als ob mir eine Mauer den Blick nach vorn versperrt.

Und mich bedrängt die Frage: Musste es wirklich sein?
Ich fühl den Wunsch nach Klage Und möchte lauthals schrein.
Ich spür den Boden schwanken Tief unter meinem Fuß
Und sprech doch in Gedanken Noch einen letzten Gruß.

Der Abschied ist gekommen, und ein Weg endet hier.
Noch ist mein Blick verschwommen, doch es ruhn tief in mir
all die Erinnerungen an die geschenkte Zeit.
Ist manches auch misslungen: Ich spür doch Dankbarkeit. 

Der Tod ist nicht das Ende, er führt zum Neubeginn.
Gott hält uns seine Hände Im Tod zum Leben hin.
Er bleibt in unsrer Mitte, verlässt den Menschen nicht
und leitet unsre Schritte am Ende in sein Licht.

 

Erdmute Wiarda

 

 

Kinderkrebsstation

Nirgends sonst
habe ich soviel Kumm
er, Schmerz und Ohnmacht mitgetragen und durchlebt
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
verspürte ich Hass - und Ungerechtigkeitsgefühle intensiver in mir
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
haben Kinderaugen eine deutlichere Sprache gesprochen
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
war mir ein vollkommen reglos im Bett liegendes Kind unheimlicher
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
gingen mir die Schreie von Kindern so sehr durch Mark und Bein
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
sah ich mehr spuckende Kinder, mehr kahle Köpfe und blaue Flecken, mehr piepende IVAC's und bandagierte Hände
als auf der Kinderkrebsstation.

DOCH nirgends sonst
habe ich grossartigere Menschen kennengelernt
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
war der Umgang zwischen Personal und Betroffenen so offen
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
herrschte eine grössere Lebenslust und Zuversicht
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
kam das Lachen so tief aus der Seele
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
war die Hoffnung so greifbar
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
gab es so einen starken Zusammenhalt
zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
wurden so viele Regenbögen gemalt
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
habe ich das "TROTZDEM" so intensiv erlebt
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
konnte ich schlaflose Nächte besser nutzen
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
gingen Kinder behutsamer und toleranter miteinander um
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
habe ich weisere Kinder getroffen und das Ausmass wahrer Tapferkeit besser verstanden
als auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
wurden so tiefe Freundschaften geschlossen
wie auf der Kinderkrebsstation.
Nirgends sonst
habe ich mich auch "fremden" Kindern und Eltern so verbunden gefühlt
wie auf der Kinderkrebsstation.

Nirgends sonst
als auf der Kinderkrebsstation
habe ich mein Leben wieder lieben gelernt.

Beatrice Pfister 1994

gewidmet an alle krebskranken Kinder, deren Angehörigen und Pflegerinnen auf der ganzen Welt, insbesondere geschrieben im Andenken an: Lukas Hürlimann,
Gülsen Aygül, Fouzi Hadboun, Manja Gajic, Daniela Rieger, Fabio Schai, Philipp Egger, Michel Antonio Nobile, Micky Stielicke, Martina Rother, Michi Hahn, Nick Zalaman, Michel Thoma, Thomas Ammann, Marianne Stehle,Michael Weik, Bea Zuppiger, Christina Merkel, Sonja Ochsner, Patrick Lutziger, Gabriel Lüber, Stefanie Wietlisbach, Pascal Brägger und Severin Niklas Schmidt)

 

Wir können

"Wir können Tränen vergießen, weil er gegangen ist,
oder wir können lächeln, weil er gelebt hat!

Wir können unsere Augen schließen und beten, dass er wiederkehrt,
oder wir können die Augen öffnen und all das sehen, was er uns hinterlassen hat.

Unser Herz kann leer sein, weil wir ihn nicht sehen,
oder wir können voll der Liebe sein, die wir mit ihm geteilt haben.

Wir können uns vom Morgen abwenden, und ein Gestern leben,
oder wir können morgen glücklich sein wegen des Gestern.

Wir können uns an ihn erinnern, nur daran, dass er gegangen ist,
oder wir können sein Andenken bewahren und es weiter leben lassen.

Wir können weinen und uns verschließen, leer sein und uns abwenden,
oder wir können tun, was er gewollt hätte:

Lächeln, unsere Augen öffnen, lieben und weiter machen!!!

 

Liebe Claudia, ich danke Dir für den Eintrag ins Gästebuch; ja ich kannte den Text, hab ihn aber nicht als Kopie gehabt; er ist so stimmig, so passend, dass ich ihn gern hier wiederhole.

 

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